„Werbung möchte verkaufen, Kunst tut das nicht.“
September 2013
Katja Weber
Head of Corporate Communications bei Jung von Matt, Hamburg
Sie sind Teilnehmer bei „add art“ und zeigen Nachwuchskunst in Ihren Räumen. Warum haben Sie sich für die ausgewählten Künstlerinnen entschieden?
Maren Schimmer beeindruckt in ihren Arbeiten durch den Umgang mit Farben. Die Oberflächen ihrer Bilder wirken wie Öloberflächen Alter Meister. Aber sie malt nicht mit Öl, sondern erzielt diesen Effekt mit dem Buntstift. Dadurch entstehen intensive Bilder von Menschen und Interieurs, die an Fotografien von Thomas Demand erinnern.
Die Arbeiten von Simone Kesting wiederum bestechen durch ihre Genauigkeit und die außergewöhnliche Präsentation. Die Arbeiten sind filigran und gleichzeitig so raumgreifend, dass man sich ihnen nicht entziehen kann. Beide Künstlerinnen sind außergewöhnlich und markant.
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Jung von Matt ist selbst schon unter die Museumsgründer gegangen – mit dem digitalen „Museum of Obsolete Objects“. Wie kam es dazu, was war das Ziel?
Das Museum of Obsolete Objects (http://projects.jvm.com/mooo) wurde von unseren Designern und Programmierern für interaktive und digitale Plattformen konzipiert und umgesetzt. Für sie entstehen mit jeder technologischen Entwicklung neue Möglichkeiten kreativ zu werden. Durch den Fortschritt verschwinden aber auch viele liebgewonnene Dinge aus unserem Alltag. Für diese Dinge haben sie das Museum of Obsolete Objects geschaffen, in dem die mittlerweile überflüssigen technologischen Wunder des 20 Jahrhunderts aufbewahrt und ausgestellt werden.
Das Museum of Obsolete Objects wurde in diesem Jahr auf dem 19. Festival Internacional de Arte Contemporáneo (FIAC) in León/Mexiko gezeigt. In der Ausstellung „Retrofuturo, the old, is the new, new.“ waren wir in guter Gesellschaft von Phillip Glass, Nan Goldin, Stanley Kubrick, Ridley Scott, Phillipe Stark, Lalala human steps, Klaus Obermaier, Natasha Tsakos, Marije Wogelzang und vielen lateinamerikanischen Künstlern.
Brauchen wir überhaupt noch feste Museen, oder liegt die Zukunft nicht ohnehin in digitalen Museen – leicht zugänglich, jederzeit veränderbar, geringere Kosten?
Ein spannender und nicht abwegiger Gedanke, wenn man die Möglichkeiten betrachtet, die durch Technologie entstehen. Trotzdem ist es ein besonderes Erlebnis, eine Skulptur von Alberto Giacometti oder ein Gemälde von Jackson Pollock im Original zu sehen. Museen werden sicher nicht verschwinden, aber sie sollten auch den digitalen Raum für sich erobern.
Es gibt einige Berührungspunkte zwischen Kunst und kreativer Werbung. Kann Werbung Kunst sein? Wo liegt die Grenze?
Einige Kampagnen sind regelmäßig oder dauerhaft in Ausstellungen zu sehen. Aber sie sind nicht mit dem Ziel entstanden, Kunst zu sein. Hinter Werbung steht immer ein konkreter Auftrag: Werbung möchte verkaufen. Kunst tut das nicht. Dieser Grenze sollte man sich immer bewusst sein.
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