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Andrés Muñoz Claros

„Ich versuche, dem Alltäglichen und vermeintlich trivialen Gegenständen eine Bedeutung zu geben.“

September 2021

Andrés Muñoz Claros

Künstler, Preisträger des Publikumspreises des add art Award für Nachwuchskunst 2020

Du hast den Publikumpreis des add art Award 2020 erhalten. Was hat das für Dich bedeutet?

Diese Anerkennung meiner Arbeit motiviert und begeistert mich sehr. Damit habe ich definitiv nicht gerechnet. Es ist ein Ansporn für meine Arbeit und meine Karriere als Künstler.

Wofür hast Du das Preisgeld eingesetzt?

Der Preis kam genau zum richtigen Zeitpunkt, denn ich habe vor kurzem meinen Bachelor erfolgreich abgeschlossen und mein Leben als selbstständiger Künstler begonnen. Ich konnte mich von Sorgen befreien und das Preisgeld in Materialien und Werkzeuge investieren, um verschiedene künstlerische Projekte zu beginnen.

Woher beziehst Du im Allgemeinen Deine Inspiration?

Ich lasse mich von meinem täglichen Leben und meiner Herkunft inspirieren. In meiner Serie „Zwischenmiete“ porträtiere ich Stühle, die zu den acht Wohnungen gehören, in denen ich in Deutschland gelebt habe. Jeder dieser Stühle repräsentiert einen emotionalen Moment in meinem Leben. Sie erinnern mich an schöne und unschöne Momente, die mich als Künstler geprägt haben. In meiner Malerei zeige ich auch Elemente, die mit Erinnerungen aus meiner Heimat verbunden sind, wie das Schlafzimmer meiner Eltern oder den Stuhl meiner Großmutter. Ich versuche, dem Alltäglichen und vermeintlich trivialen Gegenständen eine Bedeutung zu geben.

Bist Du experimentierfreudig?

Ich würde sagen, ja und nein. Ich bin kein Künstler, der viel mit Materialien experimentiert. Eigentlich bin ich ein Fan von Acryl und traditionellen Maltechniken, aber ich experimentiere gerne mit neuen Farben, Perspektiven und bin ständig auf der Suche nach Ausdrucksformen.

Wie gestaltet sich Dein Weg zum Gelingen einer Arbeit – zielgerichtet, auf Umwegen?

Ich beginne mit analogen und digitalen Farbskizzen. Danach lasse ich mich von meiner Intuition leiten, wodurch die Komposition und die Farben stark variieren. In meinem kreativen Prozess gehe ich ständig hin und her, ich probiere gerne verschiedene Perspektiven und Farbebenen aus. Aus demselben Grund halte ich mich auch nicht für einen Künstler, der gerne lange an einem Bild arbeitet. Ich mag die Spontanität einer schnellen Skizze und die unbewusste Farbvorstellung. In meiner Arbeit spielt die Balance zwischen Geduld und Spontanität eine wichtige Rolle.

Wann ist für Dich eine Arbeit „gelungen“ – hast Du bestimmte Kriterien dafür? Und was ist, wenn ein Werk einmal nicht diesen Kriterien entspricht?

Das ist sehr schwierig zu beantworten. Es ist eine Entscheidung, die ich sehr intuitiv treffe. Manchmal denke ich, dass ich ein Bild fertiggestellt habe. Aber im nächsten Moment bemerke ich ein Detail, das angepasst werden muss. Dabei spielen Farbe, Formen und Komposition eine wichtige Rolle. Ich versuche, ein Gleichgewicht zwischen ihnen zu finden.

Wie geht es Dir, wenn eine Arbeit abgeschlossen ist?

Es ist immer wieder schön, ein Bild abzuschließen. Ich fühle mich glücklich und erholt. Der kreative Prozess hat eine Dualität zwischen dem Spaß, etwas Neues zu schaffen, und dem Stress, eine zufriedenstellende Lösung zu finden.

Wie geht es Dir, wenn eine Arbeit verkauft wird?

Es ist auch ein ambivalentes Gefühl: Einerseits freue ich mich riesig, dass sich jemand für ein Bild interessiert und es mitnehmen möchte. Andererseits haben meine Bilder einen autobiografischen Charakter, deswegen spüre ich eine starke Verbindung zu ihnen. Ich habe das Gefühl, dass ein Teil von mir bei den Käufern bleibt.

Woran arbeitest Du zurzeit? Gibt es ein zentrales Thema, das Dich beschäftigt?

Im Moment fahre ich fort, Gegenstände aus meinem täglichen Leben zu malen. Dieses Thema wird mich noch lange Zeit beschäftigen.

Von welchem Vorhaben träumst Du?

Ich würde gerne als freischaffender Künstler arbeiten, der zusammen Projekte mit Künstlern aus verschiedenen Disziplinen entwickelt. Außerdem möchte ich eine Brücke zwischen Lateinamerika und Europa schlagen, die den künstlerischen und kulturelle Austausch zwischen den beiden Regionen fördert.

Welche Erwartung hast Du an eine Ausstellung im Unternehmen?

Die Ausstellung hat eine ganz besondere Bedeutung. Die Kunstwelt ist von der Pandemie betroffen, in meinem Fall wird es meine erste Ausstellung nach eineinhalb Jahren sein. Add Art bedeutet für mich, wieder da zu sein. Es bietet mir die Möglichkeit, meine Arbeit öffentlich zu präsentieren, mit den Besuchern in Dialog zu treten und ihre Kommentare persönlich entgegenzunehmen. Die Ausstellung in der Firma gibt mir auch die Möglichkeit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die normalerweise nicht zum Kreativkreis gehören und die vielleicht nicht regelmäßig eine Kunstgalerie besuchen würden. Es erlaubt mir, aus meiner künstlerischen Blase herauszukommen. Ich bin sicher, dass die Ideen und Rückmeldungen der Besucher meine Arbeit bereichern werden.

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