Magazin>
Dan-David Golla

„Kunst und Kommerz gehören zusammen."

Oktober 2018

Dan-David Golla

Geschäftsführer Golla Capital Advisors

Welche Rolle spielt Kunst in Ihrem Unternehmen? Gab es in der Vergangenheit Berührungspunkte?

Seitdem ich denken kann habe ich als Privatperson ein großes Interesse an Kunst, was zur Folge hatte, dass sich meine Sammlung stetig vergrößerte. Aufgrund der damit einhergehenden Platzproblematik, aber auch der Tatsache geschuldet, dass ich den großen Teil meines Tages im Büro verbringe, wollte ich auch in meinen Büroräumen nicht auf Kunst verzichten. Dies kam sehr gut bei meinen Mitarbeitern und Besuchern an, weshalb ich anfing auch explizit Werke für die Büroräumlichkeiten anzukaufen. Auch darüber hinaus gibt es viele mögliche Anknüpfungspunkte, zum Beispiel Versteigerungen von Kunstwerken in Kooperation mit Galerien zu einem guten Zweck.

Welche Kriterien muss ein Werk erfüllen, um in Ihre Sammlung aufgenommen zu werden?

Meine Sammlung hat für mich einen großen emotionalen Wert, da ich schon immer die Werke ankaufe, die mir gefallen und mich berühren. Wenn ich ein Kunstwerk anschaue, dann ist für mich, neben dem ersten Eindruck, die handwerkliche Arbeit des Künstlers dahinter wichtig: Wie wurde das Werk gemacht? Wie einzigartig ist die Idee hinter dem Werk? Wie aufwendig war die Herstellung des Bildes, welche Materialien und Werkzeuge hat der Künstler benutzt?

Welche thematischen Schwerpunkte gibt es in Ihrer Sammlung?

Aus meinen Ankaufskriterien hat sich im Laufe der Zeit eine Ansammlung von Werken von Pop Art über Street Art bis hin zur Fotografie entwickelt. In meinem Unternehmen sind nur Auszüge der Sammlung zu sehen und wir wechseln die Hängung im jährlichen Turnus, um den Mitarbeitern neue Reize und Impulse zu geben. Es gibt Werke, auf die kann man immer schauen, ebenso wie Kunst, die einem nach einer gewissen Zeit nicht mehr so reizvoll vorkommt.

Was fasziniert Sie so an Street Art?

Mich fasziniert der Spagat zwischen dem Aufständischen, Widerständigen oder Revolutionierenden sowie dem Kommerz. Kunst auf der Straße aber dennoch mit dem Willen es von der Straße zu bekommen. Ich habe immer großes Interesse an Aussagen, Messages, Plakativem gehabt. In der Street Art findet sich viel im Zusammenspiel von Lithografie und Kunst.

Was macht es besonders, Street Art gerade in Firmenräumen zu betrachten – ist sie da nicht ihrem eigentlichen Kontext, der Straße, enthoben?

Komplett der Straße enthoben ist Street Art nie, denn die Straße dient den Künstlern dazu ihre Werke zu produzieren und um an Bekanntheit zu gewinnen. Dass Street Art Künstler kurz- oder langfristig auf Leinwänden arbeiten, um ihre Werke zu vertreiben, ist für mich unabdinglich: Kunst und Kommerz gehören zusammen, auch der Künstler muss die Farbe kaufen. Und wenn er keine Anerkennung suchen würde, würde er keine Kunst produzieren. Er veröffentlicht eine Aussage und möchte Feedback dazu. Dieses bekommt er durch diese Konstellation.  

Wie reagieren Mitarbeiter und auch Kunden auf die Kunst in Ihren Firmenräumen?

Einige Mitarbeiter stehen den Werken skeptisch gegenüber, durch klassische Kunstvermittlung kann man ihnen die Arbeiten oftmals näher bringen. Wenn im Zuge der Umhängungen Wände kurzfristig leer sind, sind die Mitarbeiter oft verwundert oder gar traurig und fragen nach, wann ein neues Bild an die Wand kommt. Dies ist ein Erfolg für uns, da wir ihren Zugang zur Kunst ein wenig erweitert haben. Auch Besucher reagieren durchweg positiv, so dass wir das eine oder andere Mal schon einen Kontakt zu einem Künstler vermitteln konnten.

Kann Kunst den Blick auf das eigene Tätigkeitsfeld verändern?

Kunst liegt immer im Auge des Betrachters und jeder sieht in einem Kunstwerk etwas anderes. Man kann in ein Werk eintauchen und seine Fantasie spielen lassen, um neue Inspiration zu gewinnen.

Sie haben in der Vergangenheit bereits Erfahrungen mit einem eigenen Galerieraum gesammelt. Welche Erkenntnisse haben Sie daraus gezogen?

In erster Line ging es uns um die Zusammenführung von Menschen. Freunde, Bekannte und Geschäftspartner sollten sich wieder treffen, jedoch in einem anderen Rahmen als üblich. Eine Galerie gefüllt mit schönen Bildern an den Wänden, guten Drinks und einer netten Atmosphäre regt zum Nachdenken, Austausch und Verweilen an.

Sie planen ein neues Galerieprojekt – wie wird die Ausrichtung sein?

Wir sind momentan in den Anfängen unseres eigenen Projekts mit dem Namen High10. Es wird ein Hybrid zwischen einer klassischen Galerie in der Beletage einer Hamburger Stadtvilla, um Pop-Up-Ausstellungen bekannter zeitgenössischer Künstler zu zeigen, und einem Online-Shop, um jungen Künstlern einen Raum zu geben, ihre Kunst zu vertreiben.

Zwischen den Bereichen Wirtschaft und Kunst gibt es häufig noch Berührungsängste. Können und sollten sich beide Seiten annähern?

Durch unsere Galerie und die Veranstaltungen unseres Unternehmens, die wir stets durch Kunstwerke an den Wänden oder Versteigerungen von Kunstwerken abgerundet haben, wurde bereits der ein oder andere Geschäftspartner, der vorher keinen Bezug zu Kunst hatte, zu einem Kunde unserer Galerie. Kunst in einem herausgelösten Kontext zu zeigen ist der erste Schritt, Berührungsängste zu überwinden.

Gibt es in Ihrem beruflichen Alltag Momente, in denen besondere Kreativität oder ein „Querdenken“ gefragt ist? Wovon lassen Sie sich dabei leiten?

Ich war immer ein Querdenker und habe mein Leben lang versucht über den Tellerrand hinauszuschauen. Wie ein Maler ein Bild malt so gehe ich nach dem Prinzip „Try and Error“ durch mein Leben, wo auch mal ein ganz ungeplanter Pinselstrich passieren kann.

Inwieweit nehmen Sie sich persönlich hin und wieder Zeit für Kunst und Kultur?

Ich gehe mit Sicherheit alle zwei Jahre auf die Biennale in Venedig, je nach meiner Zeit plane ich auch um andere internationale Veranstaltungen wie Art Miami oder Art Basel herum. Selbstverständlich besuche ich regelmäßig Kunstmessen, Ausstellungen und Galerien, um neue Positionen und zeitgenössische Strömungen zu entdecken. Es ist meine Leidenschaft. 

Wie und wo lassen Sie sich für den Kauf von Kunst inspirieren? Kaufen Sie Kunst auch online?

Bislang kaufe ich Kunstwerke nur offline, da die Werke für mich von der Haptik leben, zum Teil auch in Galerien und zum Teil direkt bei den Künstlern. Bislang habe ich mich noch nicht mit dem Online-Kauf von Kunst auseinandergesetzt, außer um Informationen über Werke oder Künstler zu recherchieren oder die Entwicklung von Künstlern nachzuverfolgen. Ich sehe es aber zukünftig als einen wichtigen Markt mit einem sehr großen Potenzial.

Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders, und warum?

Das ist unterschiedlich und ändert sich regelmäßig. Die letzte Ausstellung, die mich so fasziniert hat, dass ich ganze drei Mal nach Venedig gereist bin, war Damian Hirsts „Treasures from the Wreck of the Unbelievable“. Hirst hinterfragte in dieser Ausstellung den gesamten Kunstmarkt und ließ mich jedes mal wieder staunen, mit was für einer Perfektion und Aufwand er dies tat.

Weitere Beiträge aus unserem Magazin

Newsletter

Melden Sie sich für den add art Newsletter an und erhalten Sie regelmäßig Informationen zu unseren Veranstaltungen!

Cookie-Einstellungen

Bitte wählen Sie aus, welchen Cookie-Kategorien Sie zustimmen möchten.