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Geertje Foth

„Es ist mir ein tiefes Anliegen, den Gemälden eine Sprache zu geben.“

Oktober 2019

Geertje Foth

gepr. Gemälderestauratorin

Welche Tätigkeiten umfasst Ihr Beruf als Gemälderestauratorin?

Meine Hauptaufgabe als  Gemälderestauratorin liegt immer noch darin, jegliche Art von Schäden oder Veränderungen an Gemälden zu erkennen und zu beheben. Und natürlich geht es auch darum, ein optisch, und immer im Sinne des Künstlers, bestmögliches Restaurierungsergebnis zu erreichen.

Sie haben seit siebenundzwanzig Jahren Ihr Atelier in Hamburg. Wie haben sich die Veränderungen am Kunstmarkt auch auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Interessanterweise hat sich durch den überhitzten und noch immer boomenden Kunstmarkt für mich ein weiteres und wichtiges Betätigungsfeld eröffnet. Im Kunsthandel beziehungsweise auf dem Kunstmarkt werden zunehmend stark überarbeitete Gemälde angeboten. Diese Veränderungen, die oft in das authentische Werk des Künstlers eingreifen und damit häufig in hohem Maße dessen Wert mindern, sind nicht nur für Laien, sondern auch für Spezialisten und langjährige Sammler und Kunsthändler kaum erkennbar. Hier wirke ich als  Restauratorin und Beraterin an der Seite des Käufers und Sammlers, aber auch des Kunsthändlers, der im Begriff ist zu kaufen. Durch die notwendigen maltechnischen Hintergrundinformationen biete ich eine Grundlage, und damit Sicherheit hinsichtlich eines etwaigen Kaufgesprächs.

Was wollen Sie durch die Untersuchung eines Werkes feststellen?

Da der Wert eines Gemäldes auch von seinem Erhaltungszustand abhängt, untersuche ich inwieweit in welchem Ausmaß ein Werk durch Schäden oder auch durch frühere Restaurierungen verändert wurde. Das heißt, inwieweit ist noch erkennbar, was der Künstler in Farbigkeit, in Maltechnik und Gefühl ausdrücken wollte.

In welchem Zusammenhang stehen restauratorische Maßnahmen mit einer möglichen Wertsteigerung?

Entfernt man beispielsweise durch Licht farbig veränderte Firnisse, die durch ihre Gelb-Braun-Färbung die ursprüngliche Farbigkeit eines Gemäldes verfälschen, kommt man der ursprünglichen Intention des Künstlers wieder sehr nahe. Max Ackermann beispielsweise nannte sich selbst „Der Maler der Farbe Blau“. Durch die gelbliche Trübung des Firnisses entstand der Eindruck eines grünen Werkes. Durch Entfernen des Firnisses konnte die originale Handschrift des Künstlers – nämlich die Farbe Blau – freigelegt werden, was dazu führte, dass das Gemälde für einen weitaus höheren Preis verkauft werden konnte.

Inwieweit ist die regelmäßige Begutachtung oder Betreuung einer Sammlung sinnvoll?

Auch hier gilt wieder, dass der Wert von Kunstwerken in starkem Maße von ihrem Erhaltungszustand abhängig ist. Daher sollten jede Sammlung oder auch einzelne Kunstwerke regelmäßig gewartet beziehungsweise begutachtet werden, um bei Bedarf schnellstmöglich konservatorische Maßnahmen, wie etwa die Festigung der Malerei, einzuleiten.

Sie halten seit vielen Jahren im Rahmen von Kunstmessen, für Auktionshäuser, Unternehmen wie Banken und andere Firmen, aber auch in privatem Rahmen und in Ihrem Atelier Vorträge. Was beobachten Sie bei den Gästen?

Es bestehen großes Interesse und große Neugier, da wir ja im Hintergrund arbeiten. Es ist wie das Schauen durch ein Schlüsselloch in eine unbekannte Welt. In meinem englischen Vortrag gibt es eine wunderbare Zeile: „Paintings would cry out for help at the very onset of damage. They are not able to do so and so they remain silent…..“. Es ist mir ein tiefes Anliegen, das Auge meiner Zuhörer und Gäste zu schulen und damit den Gemälden durch das Feststellen von Veränderungen und Schäden eine Sprache zu geben.

Geertje Foth gründete 1992 das Atelier für Konservierung und Restaurierung in Hamburg. Sie arbeitete in der Denkmalpflege, für zahlreiche öffentliche und private Sammlungen und namhafte Kunsthändler in Hamburg, Deutschland und im Ausland. Sie berät Institutionen und Sammler im Bereich der präventiven Konservierung sowie bei An- und Verkäufen.

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