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Lutz Casper & Ariane Bockhold

„Die Entwicklung unserer Sammlung ist konsequent kuratiert – das macht sie einzigartig.“

Oktober 2019

Lutz Casper & Ariane Bockhold

Leiter Sammlung LBBW, Leiterin Gewerbliche Immobilienkunden Hamburg LBBW

Wie entstand die Kunstsammlung der LBBW, welche thematische Ausrichtung gibt es?

Lutz Casper: Die Kunstsammlung der LBBW kann inzwischen auf eine lange Tradition zurückblicken – im nächsten Jahr feiern wir unser 50-jähriges Bestehen. Am Anfang stand die Ausrichtung auf deutsche oder auch in Deutschland produzierte Kunst. Dieser Rahmen gilt auch heute noch, auch wenn Künstler heutzutage immer globaler arbeiten. Noch wichtiger ist aber wohl unsere Konzentration auf Kunst mit einem klar konzeptionellen Hintergrund. Dies verfolgen wir seit den 90er Jahren bis heute. Seit 2018 zusätzlich begleitet von unserem hochkarätigen beratenden Kuratorium und definiert durch unsere klaren Leitlinien kann man wohl sagen, dass unsere Sammlungsentwicklung eine konsequent kuratierte ist. Das macht sie noch einmal mehr einzigartig im Vergleich zu anderen Unternehmenssammlungen.

Welche Kriterien muss ein Werk erfüllen, um in die Sammlung aufgenommen zu werden?

Lutz Casper: Aus der Konsequenz unserer Sammlungstätigkeit ergeben sich klare Leitlinien für ihre Weiterentwicklung. Bei uns wird kein Kunstwerk allein aus einem spontanen oder subjektiven Impuls heraus gekauft. Neuerwerbungen müssen in unsere strategische Ausrichtung passen und konzeptionelle Ansätze vertreten. Sie müssen dabei ebenso unserem hohen Qualitätsanspruch folgen und somit eine signifikante Rolle im Werk eines Künstlers spielen.

Gibt oder gab es weitere Berührungspunkte der LBBW mit Kunst?

Lutz Casper: Die LBBW ist neben ihrer Sammlungstätigkeit in vielen Feldern der Kunstförderung tätig. Mit dem Kunstmuseum Stuttgart und der Kunsthalle Mannheim unterhält sie Sammlungskooperationen, mit der Art Cologne und der art berlin Partnerschaften zur Präsentation ihrer Sammlung in der Öffentlichkeit. Sie ist Leihgeberin für viele Ausstellungen im In- und Ausland sowie Sponsor von Kunstausstellungen in ihrem Geschäftsgebiet. Darüber hinaus unterstützt sie maßgeblich seit Jahrzehnten die Otto Dix-Sammlung der Stadt Stuttgart, deren Werke in den Otto Dix-Räumen der LBBW präsentiert sind.  Die gemeinnützige LBBW Stiftung fördert darüber hinaus alljährlich eine Vielzahl von Projekten im Bereich von Kunst und Kultur.

Wie geht die LBBW bei der Ausgestaltung der einzelnen Geschäftsstellen mit Kunst vor?

Lutz Casper: Die Ausgestaltung bei Neu- oder größeren Umbauten und Renovierungen erfolgt in enger Abstimmung und Einbeziehung mit allen am Prozess Beteiligten, seien es Architekten und Innenarchitekten, Raumplaner oder auch unsere Mitarbeiter. Im Rahmen der vorhandenen, breit gefächerten Sammlungsbestände werden nach Möglichkeit dabei auch regionale Gesichtspunkte berücksichtigt.

Sie zeigen speziell zur add art 2019 ausgewählte Werke des in Hamburg bekannten Werner Büttner. Gibt es bestimmte Erwartungen, die Sie mit der Ausstellung verknüpfen?

Lutz Casper: Werner Büttner war Student an der Hamburger Akademie bei Polke und hat zu Beginn der 80er Jahre mit Albert Oehlen, Georg Herold und Martin Kippenberger – weiteren wichtigen Künstlern der Sammlung – eng zusammengearbeitet. Lange Zeit galt er als Hauptvertreter des Bad Painting, wobei ihm dabei eine eher konzeptionell ausgerichtete künstlerische Haltung zu eigen war. In Hamburg war er stets eine wichtige künstlerische Größe wie auch im gesamten deutschen Kunstbetrieb. Ab 1995 ist er in die Sammlung LBBW mit vielen seiner Werke gelangt. Bis 2019 hatte er eine Professur für Malerei in Hamburg inne, lebt und arbeitet nach wie vor nahe der Stadt. Wir freuen uns, diesen bedeutenden und international bekannten Künstler in unseren Hamburger Räumen mit einer Auswahl an Werken aus der Sammlung zu präsentieren.

Kann Kunst wirklich neue Perspektiven in den beruflichen Alltag bringen oder sogar eine Unternehmenskultur mitprägen?

Lutz Casper: Damit Kunst eine Unternehmenskultur mitgestalten oder sogar mitprägen kann, bedarf es einer großen Kontinuität im Hinblick auf die damit verfolgten Ziele und die konzeptuelle inhaltliche Ausrichtung des Engagements. Diese Voraussetzungen können nur vonseiten des Managements hergestellt und auf Dauer gewährleistet werden. Unabdingbar ist dabei die Offenheit, die Toleranz und der Respekt gegenüber anderen Sichtweisen, Ideen und Vorstellungen, wie sie sich brennglasartig in Kunstwerken als subjektive künstlerische Sichtweise manifestieren – auch und gerade als Gegenwelt und idealistische Utopie gegenüber einem rein materialistischen, von ökonomischen Bedingungen geleiteten Denken. Wichtig sind dabei Angebote an die Mitarbeiter, um sich mit Kunst zu identifizieren und Schwellen abzubauen.

Ariane Bockhold: Für die Toleranz und Akzeptanz gegenüber der Kunst als Bestandteil der Unternehmenskultur ist es sicher ein wesentliches Element, dass Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten, ihr persönliches Umfeld mitzugestalten und Werke der Sammlung auch für ihre Büros auszuwählen.

Inwieweit wirkt sich die Kunst an den Standorten sowohl auf Mitarbeiter als auch auf Kundenbeziehungen aus?

Lutz Casper: Werke der modernen und zeitgenössischen Kunst prägen in hohem Maß das Erscheinungsbild der LBBW – nach innen wie nach außen. Sie sind Quelle, Speicher und Ressource der Inspiration wie auch der Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlich relevanten Themen.

Ariane Bockhold: In der Tat erfahren wir immer wieder:  Kunst ermöglicht Begegnungen auf allen möglichen Ebenen und im Zeichen der unterschiedlichsten Themen. Beide – Mitarbeiter wie Kunden – nehmen es dankend an, wenn sie durch die Begegnung mit Kunst – und verbunden mit dem Dialog untereinander – neue, andere Dimensionen in der Auseinandersetzung mit Realität erfahren können.

Kaufen Sie selbst Kunst? Wie und wo lassen Sie sich für den Kauf von Kunst inspirieren?

Ariane Bockhold: Immer wieder einmal lasse auch ich mich zu einem Kunstkauf inspirieren – aber das ist weit entfernt von einem konsequenten Sammler- und Kennertum. Hierbei folge ich eher meiner spontanen Neigung und dem, was mich sinnlich anspricht – ohne alle Strategien der Wertsteigerung. Denn das bestimmt ja bereits meine berufliche Praxis.

Inwieweit nehmen Sie sich persönlich hin und wieder Zeit für Kunst und Kultur?

Ariane Bockhold: Ich lebe in Hamburg, und das kulturelle Angebot ist hier natürlich reichlich – nicht nur was Kunst betrifft, sondern auch was Theater und Oper angeht. Das nehme ich immer wieder gerne wahr, sofern es meine Zeit zulässt. Zudem stille ich meine Neugier in Sachen Kultur vor allem auf meinen Reisen. Ich liebe Reisen und die Möglichkeit, zu erfahren, was die Menschen an anderen, fremden Orten beschäftigt und treibt. Da sind Kunst und Kultur in ihren vielen Facetten immer ein großes und bereicherndes Thema. Hier lasse ich mich von neuen Ideen und Ansätzen überraschen, hier finde ich Inspiration für meinen Alltag. Ein Alltag, der ja durch die Welt der Zahlen beherrscht wird, mit der ich als Bankmitarbeiterin täglich zu tun habe.

Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders, und warum?

Ariane Bockhold: Jede Kunst, die mich sinnlich anspricht, die Farbe und Licht ins Spiel bringt, die Transzendenz zwischen Wahrnehmung und Realität darstellt, zieht mich an. Das eine entscheidende Werk gibt es nicht. Aber auch die klugen Worte und Sätze in den Installationen von Thomas Locher, die zu unserem Sammlungsbestand gehören und erst kürzlich auf der art berlin zu sehen waren, haben mich fasziniert. Ich denke zum Beispiel an die „Hermeneutik des Diskurses“: Die Arbeit reflektiert den Lebensalltag in diversen Situationen und gibt Anstoß zum weiteren Diskurs. Am Ende ist es vor allem die Sprache, das Zwischenmenschliche, das unseren Alltag, auch unseren Geschäftsalltag, ausmacht.

Weitere Informationen zur LBBW Sammlung finden Sie hier.

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