„Kunst kann dazu beitragen, die drängenden Fragen unserer Zeit zu adressieren.“
Oktober 2022
Oliver Jacobs
Geschäftsleitung The Generation Forest
The Generation Forest ist eine Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, durch nachhaltige Aufforstung von Regenwäldern dem Klimawandel entgegenzuwirken und gleichzeitig der regionalen Bevölkerung eine Lebensgrundlage zu sichern. Wie funktioniert das Konzept?
Unser Konzept ist im Grunde so simpel wie effektiv: Wir zeigen, dass Klimaschutz auch wirtschaftlich attraktiv sein kann. Das tun wir, indem wir degradiertes Land in Panama kaufen und aufforsten. Um eine maximal nachhaltige ökologische Wirkung zu erzielen, tun wir das nur auf Land, auf dem zwar früher einmal Wald stand, heute aber nicht mehr. Wir pflanzen ausschließlich Mischwälder aus heimischen Baumarten. Erst wenn der Wald bereits ein richtiger Wald geworden ist, und das ist er nach 20 Jahren, entnehmen wir selektiv einzelne Bäume und verkaufen dessen Holz nachhaltig und gewinnbringend. Jede Lücke wird gleich wieder nachgepflanzt. So entsteht ein dauerhafter Wald aus verschiedenen Generationen von Bäumen und mit ihm ein immerwährendes Ökosystem mit all seinen positiven Leistungen für Umwelt, Klima und Mensch. Und eine echte Alternative zu Viehwirtschaft. Denn Wälder können ökonomisch und ökologisch erfolgreich sein.
Wie kam es zu dieser Idee und wann wurde die Genossenschaft gegründet?
Die Genossenschaft wurde 2016 in Hamburg gegründet, das Forstunternehmen, das den Generationenwald entwickelt hat, existiert aber bereits seit über 26 Jahren. In dieser Zeit haben sich dessen Gründer Andreas Eke und Iliana Armien ein in der Branche konkurrenzloses Knowhow angeeignet. Diese langjährige Erfahrung ist der Eckpfeiler unserer Arbeit. Iliana und Andreas haben das Generationenwaldkonzept übrigens gegründet, um der weltweiten Entwaldung eine funktionierende Lösung entgegenzustellen und so ein Teil der Lösung gegen den Klimawandel sein zu können. Und dies unter Einbeziehung der Bedürfnisse der Menschen vor Ort. Die Genossenschaft wiederum gründeten die zwei, um auch den Kleinanlegern eine interessante Möglichkeit zu bieten, in große Wälder zu investieren.
In welchen Ländern ist Eure Genossenschaft aktiv und wie kommt es zu dieser Auswahl?
Die Genossenschaft ist auf Projektebene zum jetzigen Zeitpunkt nur in Panama tätig, weitere Länder sollen folgen. Die Mitglieder kommen jedoch aus über 30 Ländern, vor allem aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In Deutschland natürlich, weil die Genossenschaft hier gegründet wurde, weltweit jedoch, weil der Klimawandel nicht an Grenzen Halt macht – und der Generationenwald eine globale Lösung ist. Und dafür auch eine globale Bewegung bedarf.
Was muss man tun, um Mitglied in der Genossenschaft zu werden?
Als Mitglied trittst du der Genossenschaft als investierendes Mitglied bei. Die Mindestinvestition liegt bei 1.200 Euro und entspricht einem Anteil. Hinzu kommt noch ein Eintrittsgeld, um die Wertsteigerung unserer Wälder fair abzubilden. Insgesamt sind es derzeit 1.431 Euro. Das Eintrittsgeld erhöht sich jedes Jahr um 4,5%. Ein früher Einstieg lohnt sich also. Mit dieser Investition werden 500qm neuer Regenwald gepflanzt und das Land dauerhaft geschützt. Durch die nachhaltige Bewirtschaftung, also den gewinnbringenden Verkauf tropischer Edelhölzer, werden Erträge generiert, die wiederum an die Mitglieder als Rendite ausgezahlt werden.
Wieso ist Euer Sitz in Hamburg?
Das hat sich so ergeben, weil viele der Gründungsmitglieder ursprünglich aus Hamburg kamen. Unser Büro befindet sich übrigens direkt an der Elbe, in der Großen Elbstraße auf Höhe des Docklands. Hier, wenn die großen ‚Pötte‘ die Stadt verlassen, fühlt es sich manchmal ein wenig an wie in unserem Büro in Panama City. Das liegt unweit des Panamakanals.
Ihr seid das erste Mal bei add art dabei und zeigt Arbeiten einer Künstlerin, die sich mit der Natur und Tierwelt beschäftigt. Wie kam es zu dieser Auswahl?
Wir wurden von der Künstlerin Vanessa Nafzger angesprochen, ob wir nicht Lust hätten, uns an der add art zu beteiligen. Sie ist selbst Mitglied in unserer Genossenschaft. Als Teil unserer tollen Community kannte sie unsere Arbeit daher sehr gut. Als sie uns ansprach und ihre Arbeiten zeigte, haben wir sofort diese außergewöhnliche Nähe ihrer künstlerischen Arbeit und Interpretation zu unseren konkreten Projekten erkannt. Ein essentieller Teil unserer Arbeit ist neben Wäldern als CO2-Speicher vor allem der Wiederaufbau der Natur und der Schutz der biologischen Vielfalt. Somit ist auch der Artenschutz ein ganz vitaler Teil unserer Arbeit. Ihre Bilder drücken die enorme Lebendigkeit und Vielfalt in den tropischen Wäldern in Panama aus.
Was erhofft Ihr Euch von der Kunst an Euren Wänden – etwa auch in Hinblick auf Eure Mitarbeiter-/innen und Kunden?
Eine unserer Aufgaben ist es, unsere Arbeit und die unserer tollen Mitarbeiter/-innen in Panama so zu übersetzen, dass sie auch hier, tausende Kilometer entfernt, greifbar wird und motiviert mitzumachen. Tierphotographie in der Natur ist sehr aufwendig und langwierig – die meisten Arten sind scheu und nur sehr selten vor die Kameralinse zu bekommen. Vanessa zeigt Tiere aus unseren Wäldern mit ihrer ganz eigenen visuellen Sprache. So entsteht eine Verbindung aus Natur und Kunst, die sehr spannend ist.
Ist Kunst ein gutes Medium, um auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam zu machen?
Ich denke jedes Medium kann einen Teil dazu beitragen, die drängenden Fragen unserer Zeit zu adressieren. Wir haben viele Jahrzehnte der Photographie erlebt und des Films. Und es ist die digitale Welt hinzugekommen, die es erlaubt, Bilder nahezu überall zugänglich zu machen. Das ist ein wichtiger Punkt, um den Klimawandel zu adressieren. All dies ist wichtig, um den Menschen einen Eindruck zu vermitteln, wie gefährlich der Klimawandel ist und welche Folgen er hat. Aber auch wie schön und positiv unser Planet sein kann und er es wert ist, wieder aufgebaut zu werden. Kunst kann einen anderen Zugang schaffen, der viel über Vorstellungskraft geht. Wir alle haben bestimmte und ganz eigene Bilder im Kopf. Kunst kann uns also über das reale Abbild hinaus Perspektiven eröffnen.
Kann Kunst den Blick auf das eigene Tätigkeitsfeld verändern?
Das ist sicher nicht allen Menschen zugänglich, aber ich denke es kann die Sichtweise vieler positiv verändern. Kunst offenbart zwar immer auch einen sehr persönlichen Blick des Künstlers. Vanessas Kunst ist sehr nah am Original, in all ihrer Detailtreue offenbart sie so einen Blick auf die Vielfalt der Natur für viele Menschen.
Welche Rolle spielen Kunst und Kultur neben Klima und Umweltschutz in Eurem Unternehmen?
Kunst an sich spielte bisher keine so große Rolle, vielmehr eine andere Art der Kunst: das Kunsthandwerk. Wir arbeiten sehr viel mit indigenen Bevölkerungsgruppen in Panama zusammen, darunter die Guna, die Ngobe Bugle und die Embera. Die Guna sind sehr berühmt für ihre Mola-Kunst, die Embera für ihr Kunsthandwerk. Sie stellen Schmuck aus kleinen Perlen her, kleine Figuren aus Baumsamen und Hüte und Schalen aus Stroh. Es sind wundervolle, sehr künstlerische Objekte. Eine Auswahl an Hüten kann man beispielsweise bei uns im Büro sehen.
Welches Kunstwerk oder welcher Künstler/Künstlerin inspiriert Dich persönlich ganz besonders, und warum?
Kunst ist für mich nicht statisch, mein Blick darauf verändert sich also mit der Zeit. Ein Künstler, den ich persönlich sehr schätze, ist aber Mark Rothko als Repräsentant der Farbfeldmalerei. In seinen Werken steckt diese unendliche Kraft der Einfachheit. Farben sind Grundlage unser aller Leben und haben symbolisch wie emotional eine hohe Bedeutung.
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