„Keramik-Kunst bietet mit den vielen Glasurtechniken zahlreiche dauerhafte Dekorationsmöglichkeiten.“
Oktober 2023
Ingeborg Suhr
Künstlerin & Gründerin Ingeborg Suhr Stiftung
Hinweis: Voller Freude hat sich Ingeborg Suhr an der diesjährigen add art beteiligt und sich darauf gefreut, ihr Schaffen zu zeigen. Am 5.11.2023 ist Frau Suhr plötzlich und unerwartet verstorben. Frau Suhr hat die Fragen zum Interview kurz vor ihrem Tod beantwortet.
Als Ehefrau des Gründers der EUROPA-CENTER sind Sie stets auch mit dem Thema Immobilien und deren Entwicklung in Berührung. Kann Kunst Gebäude und Räume aufwerten und verändern?
Kunst kann Räume aufwerten und so verändern, dass sie bei denjenigen, die dort arbeiten, neue Gedankengänge auslösen. Aber dies ist individuell. Für manche Beschäftigte ist die Kunst auch einfach Dekoration.
Welche Erfahrungen machen Sie mit der Kunst, die in den Gebäuden des EUROPA-CENTER fest installiert ist?
Meine Arbeiten hängen in Foyers, an denen die Menschen ein- und ausgehen und sie im Vorbeigehen wahrnehmen. Und manchmal werden meine Reliefs auch kommentiert.
Im EUROPA-CENTER in Hamburg – aber auch an anderen Standorten – sind vor allem Werke von Ihnen zu finden. Was waren Ihre Überlegungen damals bei der künstlerischen Gestaltung der Flächen?
Der vorherrschende Gedanke war der des „Mythos Europa“, was in meiner ersten Arbeit aus dem Jahr 1991 die auf Keramik gemalte historische Sage der Entstehung von Europa war. Das Mädchen reitend auf dem Stier nach Kreta, über das Wasser vom heutigen Libanon. Der verliebte Zeus – verwandelt als Stier – entführt sie nach Kreta. Seitdem gibt es Europa. Ich bezog die Sage auf die heutige Zeit.
Worauf beziehen sich die einzelnen Arbeiten?
Meine Arbeit „Europa im Wandel“ (1993) bezieht sich auf die Öffnung zum Osten und soll ein politisch-historischer Denkanstoß sein – die neue geopolitische Lage Europas musste kreativ umgesetzt werden.
Der „Tanz der geodätischen Dreiecke“ von 1997 bezieht sich auf einen langjährigen Mieter der Immobilie hier in Hamburg: das Vermessungsamt, denn unsere Erde wird in Dreiecken vermessen.
„Träume oder Ziel Europa“ von 1998 spiegelt die erste seglerische Atlantiküberquerung meines Mannes in die Karibik wider, während ich voller Spannung zu Hause weilte.
Die abstrakte Gestaltung machte mir immer mehr Spaß und stellte mich vor neue Herausforderungen. Die beiden nächsten Projekte waren die beiden Wandreliefs „Ungewöhnlicher Dialog“ und „Kleines rotes Dreieck“ in der zweigeschossigen Eingangshalle im EUROPA-CENTER Bremen (1999 und 2000).
Was ist das Besondere an Keramik-Kunst?
Keramik kann plastisch und flächig sehr vielseitig und kreativ bearbeitet werden. Dies ist mit starker körperlicher Anstrengung verbunden und mit sehr hohen Temperaturen von über 1.000°C. Die Keramik-Kunst schließt Bemalung ein und bietet mit den vielen verschiedenen Glasurtechniken zahlreiche dauerhafte Dekorationsmöglichkeiten. Es ist eine uralte Kunst – die feste Montage von Keramik und Kacheln an Wänden zur Dekoration.
Kann Kunst auch im beruflichen Alltag eine Quelle sein, um zu ungewöhnlicheren und vor allem besseren Lösungen zu kommen?
Kunst wertet Räume auf und schafft ein attraktives Arbeitsumfeld. Das kann durchaus Kreativität freisetzen und damit eine Quelle der Inspiration sein.
Kann ein Unternehmen etwas von Künstlern lernen?
Durchaus kann ein Unternehmen etwas von Künstlern lernen. So zum Beispiel die eigene Kreativität im beruflichen Alltag zu erkennen und zu nutzen.
Inwieweit nehmen Sie sich persönlich hin und wieder Zeit für Kunst und Kultur?
Ich besuche viele Ausstellungen, führe Gespräche mit Freunden und künstlerisch wie auch kreativ arbeitenden Menschen und lese Bücher und Kritiken über Kunst.
Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders, und warum?
Mich spricht ganz besonders Marc Chagall an, der vielfältige Meisterwerke in kräftiger Farbenkraft geschaffen hat.
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